Insofern ging es bei den kommunalen Sommergesprächen 2021, die der Österr. Gemeindebund heuer am 2. und 3. September gemeinsam mit der Kommunalkredit Austria in Bad Aussee veranstaltet hat, dann schon vielmehr um die Frage: “Wie schaffen wir die Energiewende?” Denn angesichts der dramatischen Erderwärmung und dadurch zunehmender Katastrophen ist der Handlungsbedarf in allen Entscheidungsebenen von Politik und Wirtschaft “ernstlich” angekommen. Von den anwesenden Verantwortungsträgern wurden dann auch Strategien und Lösungswege – von Europa über den Bund, die Länder bis zu den Kommunen – präsentiert. Allein der “Faktor Mensch” ist bei der Umsetzung noch nicht vollumfänglich “einschätzbar”. Denn das Problem “Erderwärmung und der folgliche Handlungsbedarf, der jeden einzelnen trifft” braucht auch auf breitester Ebene Verständnis; Und nicht nur das der “emotional Betroffenen”, nicht nur das der längst schon “umweltverbessernden Vordenker” und auch nicht nur das der “Entscheidungen tragenden Eliten”. Das Problem braucht das Verständnis aller Bürgerinnen und Bürger! Und so wurde im Hinblick auf die eigentliche Ursache des Klimawandels – nämlich das CO2 – in so manchem Pausengespräch “einfach” gefragt, wie sich denn so eine Tonne CO2 überhaupt errechne, geschweige denn wie sie tatsächlich aussieht ….. ? Einen Bagger, der einen Acker verwüstet, das kann ich sehen. Müll, der im Bach liegt, den kann ich sehen. Und qualmender Rauch, der aufsteigt und die Luft verpestet, der ist wahrnehmbar. Aber das Thema CO2 ist einfach nicht so leicht “greifbar”, schlichtweg “kaum vorstellbar”!
Und genau deshalb, weil man das Problemverständnis genauso wie viele Projekte auf den Boden der Umsetzungsrealität bringen muss, haben die Referenten am Podium in den 2 Tagen immer wieder die Gemeinden addressiert und motiviert! Wohl auch den Erkenntnissen der Maßnahmendurchsetzung in der Pandemie folgend. Weil halt den Kommunen noch am ehesten die Möglichkeit der Vermittlung des Problems und der Umsetzung von Lösungen mit den Menschen – auch bei der Energiewende – zugetraut wird.
Weiter unten findest Du links zu allen Vorträgen, zu deren Kernaussagen, auch zu Videomitschnitten einzelner Vorträge und Bilder von der Veranstaltung.
- Eine Zusammenfassung der Problemstellung im Stakkato:
- Die Erderwärmung ist (ohne hier apokalyptisch sein zu wollen) wirklich dramatisch – und wird, wenn in absehbarer Zeit keine einschneidenden Maßnahmen erfolgen, in ihren Auswikungen noch dramatischer.
- Die Erderwärmung ist aber auch ein kollektiv, globales – eigentlich sehr abstraktes – Problem
- Ihre Ursachen sind zwar selbst und hausgemacht aber für die Verursacher nicht direkt wirksam und wenn dann mit großer Verzögerung und nur indirekt….;
- Insofern ist die Erderwärmung für den Einzelnen “emotional” kaum fassbar, solange er nicht selbst von ihren Auswirkungen (Hochwasser, Waldbrände, Wassermangel und Trockenheit usw.) betroffen ist. Denn wer weiss schon, was 1 Tonne CO2 ist……?
- Die Bewältigung erfordert also ein “Übersetzen” eines abstrakten Problems, das noch dazu eine lange Vorlaufzeit hat und unsichere Auswirkungen zeitigt in einer Art und Weise, die den Einzelnen oder auch Gemeinschaften und Unternehmungen zu Lösungen ansport. Egal ob das dann Einschränkungen, irgendwelche Veränderungen, neue Technologien oder sonstige Investitionen sind.
- Letztlich kann dem kollektiv-globalen Problem auch nur “kollektiv” entgegengewirkt werden.
- Allerdings sind die kollektiven Maßnahmen schwierig zu verhandeln und selbst die Art und Weise ihrer gesellschaftlichen Duchsetzung noch lange nicht ausdiskutiert:
- Ob mit Motivation und Selbstbeschränkung
- Oder klar regulierend mit Verboten und Geboten
- Oder einem marktwirtschaftlich fördernden Ansatz, der zum Beispiel im Wege einer CO2 Bepreisung funkionieren könnte.
- Am Ende liegt der europäisch/österreichische Weg wohl dazwischen und es wird die Umsetzung eine Mischung aus allen Dreien sein. Deren Geschwindigkeit wird von der “Dramatik” der Ereignisse abhängen.


















2. Der erste Tag der kommunalen Sommergespräche: Die Zukuft wird elektrisch und mittelfristig wird auch dem Wasserstoff eine große Rolle zugeschreiben. „Elektrisch“ deswegen, weil vor allem PV Anlagen und Windkraftanlagen neben Wasserkraft die größte Rolle bei der Erzeugung erneuerbarer Energieträger spielen werden und weil andererseits vor allem im Verkehrsbereich (einer der größten CO2 Emittenten) mit E-Fahrzeugen und im Bereich Gebäudeheizung mit Wärmepumpen bzw. in der Industrie sowieso, die elektrische Energie ein technisch sehr gut einsetzbarer Energieträger ist.
Allerdings – und das ist nur eine der Herausforderungen – die Erzeugung wird anders als jetzt „dezentral“ und in Gunstlagen für Wind und Sonnenstrom erfolgen. Und damit die Energie auch österreichweit verteilt werden kann, braucht es eine völlig neue Ausrichtung der Stromnetze, was wiederum zu Milliarden schweren Ausbauprojekten führen wird!
Was das für die Gemeinden und Regionen heißt ist teilweise schon ersichtlich: Neue Stromleitungen müssen – mit allen Schwierigkeiten, die das auch verursacht – gebaut werden. Und wir reden da in Teilen Österreichs auch von wirklich großen Starkstromleitungen. Denn – und das kommt noch dazu – Sonnenstrom und Windstrom sind – wenn sie groß ausgebaut sind – nicht konstant, sondern fallen eben nur dann an, wenn Wind oder Sonne am Himmel sind….. – also brauchen wir eine europaweite Verteilung…..; Aber davor müssen wir noch über die Größenordnung reden, die überhaupt benötigt wird. Allein die Windkraft soll in Österreich von derzeit 3,2 GW auf 9 GW ausgebaut werden (eine Verdreifachung). Und bei der PV reden wir von einer Aufstockung von derzeit 2 GW Leistung auf insgesamt 12 GW Leistung in annähernd nur 10 Jahren! Also eine Versechsfachung! Das wird auch im Landschaftsbild Veränderungen mit sich bringen, denn nicht alles wird auf den Dächern Platz haben – unabhängig von den Bauleistungen, die enorm sein werden!
3. Der zweite Tag der kommunalen Sommergespräche 2021: Entscheidend ist der Faktor “Mensch” und schaffbar ist die Energiewende mit den “Possibilisten”
Der Genetiker Markus Hengstschläger eröffnete dazu den Reigen der Vortragenden und konnte die Aussagen aus seinem aktuellen Buch “Die Lösungsbegabung” in pointiert treffender Weise auch auf die Herausforderungen der Energiewende umlegen; Da gäbe es diejenigen Menschen, die sich als “blauäugige Optimisten” einfach auf andere verlassen und meinen, “dass es sich schon irgendwie ausgehen würde – auch mit der Energiewende!”. Auf der anderen Seite sind die “eingefleischten Pessimisten”, die sicher sind, dass sowieso alles schief gehen wird und der Mensch von Haus aus schlecht ist. Hengstschläger sagt: “Ich möchte die dritte Gruppe “empowern” – die Possibilisten”. Das sind diejenigen die was beitragen wollen, die ermöglichen wollen und Mögliches möglich machen wollen. Und die einfach “suchen” – zum Beispiel “Antworten auf Fragen, die sie heute noch gar nicht kennen…..aber als Suchende auch “finden””; Es geht in erster Linie um “Lösungsbegabung”, die uns am Ende zu “Ermöglichern” macht. Und das auch bei der Energiewende, wo wir immer wieder auf “Unvorhersehbares” reagieren müssen. In anderem Zusammenhang kannst Du die Aussagen von Markus Hengstschläger auch in einem noch gar nicht zu lange herrührenden KURIER TALK nachhören:
Bundesministerin Margarete Schramböck, EU-Kommissar Johannes Hahn, Landesrat Seitinger und Projektentwickler Erwin Soravia komplettierten den Vormittag teils mit sehr pointierten Aussagen, die alle das gemeinsame Ziel Energiewende 1000% unterstrichen und Wege aufzeigten. Aber es wurde dann durchaus auch im intensiven Diskurs untereinander über den “wirklich” richtigen Weg zur Erreichung der Klimaziele gesprochen und ausgetauscht. Am Ende kehrte auch die Podiumsdiskussion wieder an den Punkt zurück, dass es immer der Mensch als “Ermöglicher” – als dieser von Hengstschläger angesprochene “Possibilist” – ist, den es braucht, um letztlich die Energiewende zu schaffen. Nicht Geld, nicht gute Projekte und intelligente Technik allein sind die Lösung, sondern die Menschen – ob als Behördenvertreter, ob als Entwickler und Projektbetreiber oder auch als Bürgermeister und letztlich als Bürger, die umsetzen oder Umsetzung zulassen und vorantreiben. Am Ende spielt sich wieder sehr sehr viel auf der lokalen Ebene ab. Es wird noch zahlreiche Diskussionen geben am Weg zum Ziel. Eines ist aber fix: Die Zeit wird richtig knapp, wenn bis 2030 das maximal 1,5 Grad Erwärmungsziel geschafft werden soll!
Hier geht´s zu den links und Berichte über die kommunalen Sommergespräche 2021:
- Kurzzusammenfassung der Vorträge und Diskussionen am 1. Tag
- Kurzzusammenfassung der Vorträge und Diskussionen am 2. Tag
- Bilder, Videos und auch weitere Berichte von den kommunalen Sommergesprächen
