“Anschlag auf Versorgungssicherheit”: NÖ Gemeindebund wehrt sich gegen Bundespläne zu Kommunalgebühren

Als Maßnahme gegen die hohe Inflation sollen laut Bundesregierung Städte und Gemeinden zukünftig Müll-, Wasser- oder Kanalgebühren einfrieren oder sogar senken. Eine Empfehlung, die NÖ Gemeindebund-Präsident Hannes Pressl als wenig treffsicher und als „Anschlag auf unsere Versorgungssicherheit“ sieht…

Video zum Thema: NÖ Gemeindebund-Präsident Hannes Pressl und Bürgermeister Gruber-Doberer weisen Anschlag auf Versorgungssicherheit zurück: “Ohne Gebühren müssen wir Kläranlagen abschalten!”

Seit dem Anstieg der Inflation gab es bereits mehrfach Bemühungen, diese wieder zu senken. Doch ist in den letzten Monaten ein Dominoeffekt in die andere Richtung eingetreten: Was mit Lieferkettenproblemen und Energiepreissteigerungen vor zwei bis drei Jahren begonnen hat, hat mittlerweile auch zu Produktpreisanstiegen in allen Bereichen geführt.

Die Regierung legte gestern (10. Mai) ein Paket gegen die Teuerung vor. Die wohl größte Maßnahme dieses Antiteuerungspaketes ist, dass schon früher und in höherem Ausmaß Gewinne von Energiekonzernen abgeschöpft werden, wenn diese Preissenkungen nicht weitergeben.

Regierung für Senkung der öffentlichen Gebühren

Als weitere Maßnahme sollen Städte und Gemeinden Müll-, Wasser- oder Kanalabgaben einfrieren oder sogar senken. Eine mögliche Maßnahme, die Walter Leiss – Generalsekretär des Österreichischen Gemeindebundes in seinem Statement im Ö1-Mittagsjournal als “nicht treffsicher erachtet.

Dazu sollte man auch wissen, dass Müllabfuhr, Kanal und Trinkwasserversorgung Dienstleistungsbereiche sind, die seit Jahr und Tag ausschließlich nach Wirtschaftlichkeitskriterien und nach dem Kostendeckungsprinzip in eigenen Rechnungskreisen der Gemeinden oder von Gemeindeverbänden geführt werden. 

“Da macht niemand Gewinn damit, sondern im Wege über Gebühren wird das weiterverrechnet und an alle Nutzer eines Kanal- oder Wasseranschlusses verrechnet, was an Kosten auch tatsächlich anfällt – die Erstinvestition und Erhaltung bzw. Erneuerung inkl. Rücklagenbildung miteingerechnet. Wenn die Energiekosten steigen, weil in einer Kläranlage viele Pumpen laufen, wird das a la long auch dazu führen, dass die Gebühren steigen.”

NÖ Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl

Bedarfszuweisungsrichtlinie des Landes – “Gemeinde MUSS um die restlose Einhebung besorgt sein”

Die NÖ Landesregierung hat mit Beschluss vom 14. Dezember 2021 nachstehende Richtlinien für die Gewährung von Bedarfszuweisungen beschlossen. Im Punkt 6.1 der BZ-RL ist folgendes geregelt:

6.1. Die Gemeinde muss alle Einnahmemöglichkeiten aus Steuern, Abgaben und Gebühren gemäß den gesetzlichen Bestimmungen im höchstzulässigen Ausmaß ausschöpfen und um die restlose Einhebung besorgt sein. Bei den Gebührenhaushalten ist größtmögliche Kostendeckung anzustreben.“

Die Pläne von Experten und Regierung, die Gebühren bei Müll, Kanal und Trinkwasser einzufrieren oder zu senken könnten die Versorgungssicherheit gefährden. Gebühren auf Daseinsvorsorge-Infrastruktur sind keine Instrumente der Finanz- oder Sozialpolitik. Sie kosten deswegen, weil sie täglich einwandfrei funktionieren müssen.

Johannes Pressl

LINK: Öst. Gemeindebund-Generalsekretär Walter Leiss im Ö1-Mittagsjournal (11. Mai)

Maßnahmen der Regierung gegen hohe Inflation (geplant laut Regierung)

ENERGIE

  • Gewinnabschöpfung bei Energiekonzernen
  • Erhöhung der Preistransparenz
  • Senkung der Elektrizitäts- und Erdgasabgabe

LEBENSMITTEL

  • Lebensmittel-Transparenzbericht
  • Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung

VERSCHÄRFUNG DES WETTBEWERBSRECHTS

  • Bundeswettbewerbsbehörde (mehr Befugnisse und Personal)

INLATIONSDÄMPFUNG IM ÖFFENTLICHEN BEREICH

  • Bundesgebühren werden eingefroren

Keine verwandten Beiträge gefunden.

Beitrag teilen:

Das könnte Sie auch interessieren

📲 Digitalisierung ist mehr als Technik – sie schafft Freiräume für das Gemeindeleben! Beim Forum „Dorf & Stadt 2025“ wu…

📲 Digitalisierung ist mehr als Technik – sie schafft Freiräume für das Gemeindeleben! Beim Forum „Dorf & Stadt 2025“ wurden neue…

📲 Digitalisierung ist mehr als Technik – sie schafft Freiräume für das Gemeindeleben! Beim Forum „Dorf & Stadt 2025“ de…

📲 Digitalisierung ist mehr als Technik – sie schafft Freiräume für das Gemeindeleben! Beim Forum „Dorf & Stadt 2025“ der Dorf- &…

Digitalisierung als Entlastung für Gemeinden und Vereine

Beim „Treffpunkt Forum Dorf & Stadt 2025“ wurden erste Schritte für ein neues Digitalisierungspaket präsentiert. Gesucht werden nun gute…

Stillstand im Ortskern? Von wegen! – Leerstand als Chance für die Regionen

In vielen Gemeinden prägen leerstehende Gebäude das Ortsbild – stillgelegte Geschäfte, verwaiste Häuser und brachliegende Flächen. Was auf den…

Wenn der GO-Bot mit dem K(ARL)-I

Das Team des NÖ Gemeindebundes hat gemeinsam mit der IT der Volkspartei innovative KI-Tools entwickelt, um Gemeindemandatare bestmöglich in ihrer…

Einsparpotentiale erkennen – und gezielt nutzen

Steigende Energiekosten belasten die Budgets vieler Gemeinden zunehmend. Um finanziell handlungsfähig zu bleiben, sind sie mehr denn je gefordert,…

Offener Brief – Solidarität mit Bgm. Günther Kröpfl

Sehr geehrte Damen und Herren! Mit großer Betroffenheit und ebenso großer Sorge beobachten wir die Entwicklungen im Fall eines unserer…

Neues Kapitel in Scheibbs: Riemer übernimmt Agenden

Purgstall: Große Zustimmung, viel Dankbarkeit und viel persönliches Engagement prägten die Bezirksversammlung des NÖ Gemeindebundes im Bezirk…