Warum Vereine Leitzersdorf so lieben

Leitzersdorf ist die vereinsfreundlichste Gemeinde Niederösterreichs. Ein Blick hinter das Erfolgsgeheimnis.

Eigentlich wäre die Gemeinde ohne Ehrenamt kaum überlebensfähig.

Bürgermeisterin Sabine Hopf

Leitzersdorf ohne Vereine und deren Freiwillige? Bürgermeisterin Sabine Hopf überlegt nur kurz: „Das ist eigentlich unvorstellbar. Die Leute würden vereinsamen, der Ort würde anders ausschauen, die Sicherheitslage wäre schlechter. Eigentlich wäre die Gemeinde ohne Ehrenamt kaum überlebensfähig.“


Jeder Dritte ist in einem Verein
Tatsächlich sprechen die Zahlen für sich. Rund 1.200 Einwohnerinnen und Einwohner hat die Gemeinde im südlichen Weinviertel. Jeder dritte Leitzersdorfer, vom Baby bis zur Großmama, ist in einem Verein ehrenamtlich engagiert. 26 Gruppen mit ehrenamtlichen Mitgliedern gibt es im Ort, davon fünf Feuerwehren, vier Chöre, Sportvereine, Landjugend, Kameradschaftsbund, Jungschar bis hin zu einem
astronomischen Verein und einem Perchtenpass. Und sie alle schätzen die Zusammenarbeit mit der Gemeinde so sehr, dass sie bei einer Wahl der Kronenzeitung die Gemeinde zur vereinsfreundlichsten in Niederösterreich gewählt haben.


Geben und nehmen
Dabei ist es nicht so, dass die Gemeinde einfach das Füllhorn über diese Gruppen ausgießt und diese mit bedingungslosen Geldströmen versorgt. Sabine Hopf: „Es ist ein Geben und ein Nehmen. Die Gemeinde
unterstützt gerne das Freiwilligenwesen, im Gegensatz erwarten wir aber auch ein gewisses Engagement. Der Landjugend stellen wir zum Beispiel ein leerstehendes Gebäude mietfrei zur Verfügung. Im Gegenzug macht sie zusätzlich zum Projektmarathon eine Aktion für die Gemeinde. Heuer zum Beispiel einen Flurpflegeeinsatz am Waschberg.“


So oder so ähnlich läuft das in Leitzersdorf mit allen Gruppierungen. Und der faire Deal wird im Gegenzug auch durchgehend akzeptiert. Eine weitere Besonderheit in Leitzersdorf sind gemeinsame Veranstaltungen der Vereine. Hopf: „Da geht es um Veranstaltungen, die für einen Verein zu groß sind. Wir haben zum Beispiel den Waschberglauf. Den veranstaltet die Gemeinde. Mehrere Vereine können aber mitmachen und auf eigene Kosten Services anbieten. Auch beim Faschingsumzug heuer war es so. Und demnächst wird es auch einen Frühlingsball geben, der von mehreren Vereinen getragen wird.“ Die Gemeinde tritt in diesen Fällen als Veranstalterin auf, kümmert sich um Genehmigungen, Organisation und die Werbung. Die Vereine bekommen diese Rahmen dann zur Verfügung gestellt und können etwa mit Verpflegung zusätzlich Geld lukrieren. Ehrenamtliche Tätigkeit als Weg, in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden Einen weiteren Vorteil zieht die Gemeinde ebenfalls aus dem bunten Vereinsleben im Ort. Hopf: „Seit kurzem haben wir ein Siedlungsgebiet erschlossen, das moderaten Zuzug
in die Gemeinde ermöglichen soll. Bei den Gesprächen mit den Bewerbern ist unser Vereinswesen ein sehr zugkräftiges Argument. Da geht es nicht nur um ein reichhaltiges Angebot an Freizeitbeschäftigungen. Schließlich ist ehrenamtliche Tätigkeit der schnellste Weg, als Zuagroaster in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden.“

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