Bienen summen, Hühner picken, Blumen blühen. Laut Statistik zählt jeder Natur-Garten auch zur verbrauchten Fläche. Warum das so ist, erfahrt Ihr in diesem Beitrag.
„In Österreich werden 12 Hektar Boden pro Tag versiegelt. Das entspricht rund 16 Fußballfeldern”. Bei Horrorzahlen wie diesen hat man das Bild eines Supermarktes samt Mega-Parkplatz vor Augen. Doch laut offizieller Statistik zählen auch Naturgärten zur „verbrauchten Fläche” obwohl tatsächlich nur ein Bruchteil des Grundes verbaut und versiegelt ist. Hannes Pressl, Präsident des NÖ Gemeindebundes bekennt sich zum sorgsamen Umgang mit Boden, fordert aber auch einen ehrlichen Umgang mit den Daten statt Statistik-Unschärfen und Horrorzahlen in der öffentlichen Debatte.
Lokalaugenschein in Pulkau. Bürgermeister Leo Ramharter steht inmitten von Obstbäumen. Blumen blühen, auf einer Böschung hat sich ein Volk Waldameisen einen stattlichen Hügel errichtet. Ramharter: „Dieses Grundstück hat rund 2.000 Quadratmeter Fläche. Tatsächlich verbaut sind nur 200. Trotzdem wird das gesamte Grundstück statistisch als versiegelte Fläche ausgewiesen.”

Statistisch ist der gesamte Naturgarten also gleichgesetzt mit dem Parkplatz eines Supermarktes oder einer Lagerhalle. In der öffentlichen Debatte werden Begriffe wie „Bodenverbrauch“, „versiegelte Fläche“ oder gar „zubetoniert“ vermischt. So wird oft von Politikern oder Organisationen von 16 Fußballfeldern, die Pro Tag in Österreich verbaut werden, polemisiert.
Hannes Pressl, Präsident des NÖ Gemeindebundes, ist es daher ein Anliegen, eine ehrliche Debatte auf Basis einer soliden Datengrundlage zu führen. Pressl: „Bodenverbrauch ist ein herausforderndes Thema für uns. Wir wollen Boden sparen. Wir müssen Boden sparen. Aber gleichzeitig müssen wir auch ehrlich sein. Wenn wir einen Radweg bauen wollen, ein Einfamilienhaus errichten wollen, oder einen Kindergarten, dann verbrauchen wir auch Boden. Mir ist eine ehrliche Debatte was verbrauchter Boden und was versiegelte Flächen sind.“
Damit soll nicht das Problem kleingeredet werden. Pressl bekennt sich ganz klar zum sorgsamen Umgang mit Boden. „Mobile Immobilien” und „Verdichtung“ sind zwei Stichworte, wie etwa bereits “verbauter“ Boden besser genutzt werden soll. Pressl: „Wir werden mit Besitzern großer oder ungenutzter Immobilien reden müssen, wie wir diese geschickt jungen Menschen zur Verfügung stellen können. Grosse Immobilien können geteilt oder zu Mehrparteiengebäuden umgebaut werden.“ Das Thema Verdichtung ist Pressl ein besonderes Anliegen: „Ich denke da auch an institutionelle Immobilienbesitzer. Wir haben da zum Beispiel sehr gute Gespräche mit der Kirche. Pfarrhöfe auszubauen und eine neue Nutzung für die Gemeinde zu schaffen, das wäre sehr sinnvoll. Wir brauchen dazu das Gespräch und eine ehrliche Datengrundlage, dann bin ich sicher, dass wir das Thema Verdichtung so voranbringen.“