Steigende Energiekosten belasten die Budgets vieler Gemeinden zunehmend. Um finanziell handlungsfähig zu bleiben, sind sie mehr denn je gefordert, ihre Ausgaben zu analysieren und gezielt nach Einsparpotenzialen zu suchen. Gerade im Energiebereich bestehen erhebliche Möglichkeiten zur Kostensenkung – man muss nur wissen, wo sie zu finden sind. Die zwei größten Kostentreiber bei den Energiekosten entfallen auf Strom- und Heizkosten. In diesen Bereichen liegt das größte Einsparungspotenzial. Was kann die Gemeinde tun?
Autor: Stefan Kaiser
Maßnahmen zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung zielen darauf ab, den Energieverbrauch drastisch zu reduzieren und die Energiekosten zu minimieren. Die Einsparungspotenziale sind enorm. „Die Grundvoraussetzung für die Senkung von Energiekosten ist ein klares Verständnis darüber, wo Einsparpotenziale bestehen und welche Bereiche die größten Kosten verursachen. Ich muss wissen, wo setze ich den Hebel an“, so Monika Panek von der Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich (eNu) und empfiehlt: „Nutzen Sie die Daten aus Ihrer Energiebuchhaltung, um den Energieverbrauch detailliert zu erfassen und zu analysieren. Eine systematische Auswertung dieser Informationen ermöglicht es, Schwachstellen zu identifizieren und gezielte Einsparmaßnahmen zu entwickeln.“ Deshalb nehmen Energiebeauftragte in den Gemeinden eine zentrale Rolle ein, wenn es um die effiziente Nutzung von Energie geht. Über die Servicestelle Energiebuchhaltung der eNu erhalten diese Personen dann gezielte Unterstützung bei der Erfassung und Auswertung des Energieverbrauchs.
Energiebeauftrage und Klimakompass senken Energiekosten
Wer seine Energiekosten senken und somit das Gemeindebudget entlasten will, braucht zudem den NÖ Klimakompass, der den aktuellen IST-Stand der Gemeinde anzeigt. „Dabei werden die aktuellen Daten zusätzlich in Relation zu den Klimazielen für 2030 gestellt. Übersichtliche Darstellungen und detailreiche Auswertungen machen den Fortschritt der Gemeinde sichtbar und unterstützen bei der Erarbeitung konkreter Maßnahmen“, so Monika Panek.
Strom ist größter Energieverbraucher in Gemeinden
Strom wird in einer Gemeinde vor allem in Gebäuden verwendet. In einer Beispielgemeinde mit 2.000 Einwohnern entfallen über 40 Prozent auf diesen Verbrauchsposten. Fast ein Viertel des Stroms verbraucht dort die Straßenbeleuchtung. Weitere wichtige Verbraucher sind die Kläranlage, ein Schwimmbad und die Wasserversorgungsanlage. „Strom ist die teuerste Energieform. Daher ist es hier besonders wichtig, auf Effizienz zu achten“, sagt Monika Panek. Aufgrund der Erderhitzung wird auch der Stromverbrauch im Sommer durch vermehrte Klimaanlagen steigen. „Photovoltaik-Anlagen und Erneuerbare Energiegemeinschaften ermöglichen den Gemeinden, die Abhängigkeit von Preisschwankungen und Netzkosten zu verringern, nachhaltigen Strom in der Gemeinde selbst zu erzeugen und Bürger und Bürgerinnen zu beteiligen“, skizziert Panek.
Beispiel: Energieeffiziente Beleuchtung
In ganz Niederösterreich wurden bereits 72 Prozent aller Straßenbeleuchtungen auf LED-Technologie umgestellt. Die Erkenntnisse der letzten Jahre zeigen, dass sich dahingehende Investitionen lohnen – schließlich können beim Stromverbrauch Einsparungen bis zu 50 zu Prozent erzielt werden. „Bei den meisten Projekten rechnen wir zwischen fünf und sieben Jahren, bis sich die
Investition amortisiert hat“, erklärt Panek. Steigt der Strompreis wieder, gehe es natürlich noch schneller. Zusätzlich lässt sich der Verbrauch durch automatisches Dimmen in den Nachtstunden zwischen 22.00 und 6.00 Uhr weiter reduzieren. Durch eine situative Beleuchtung kann noch einmal erheblich eingespart werden. Bewegungsmelder erkennen Personen oder Fahrzeuge und steuern so individuell die notwendige Beleuchtungsstärke. Neben den reduzierten Stromkosten ist auch die Lebensdauer von LED-Leuchten deutlich höher. Dazu kommt, dass die Umstellung auf
LED-Straßenbeleuchtung vom Land NÖ gefördert wird, was Investitionen erleichtert.
Heizungstausch lohnt sich
Die Heizkosten sind neben jenen für Strom der größte Faktor bei den Energiekosten. Daher lohnt es sich, in eine neue Heizungsanlage zu investieren, vorzugsweise eine Anlage, deren Technologie auf erneuerbaren Energieformen basiert. Auch hierfür können Gemeinden auf bestehende Förderungen und KIP-Mittel zurückgreifen. So kann der Umstieg im besten Fall sogar ohne Eigenmittel gelingen, wie das kommunale Förderzentrum der Dorf- und Stadterneuerung an einem Kindergarten-Beispiel vorrechnet.
Optimierung der Heizungsanlagen
Doch die Heizkosten können auch durch kleine Maßnahmen schon wesentlich reduziert werden. Optimieren Sie die Einstellungen von Heizung und Lüftung oder bedenken Sie die Möglichkeit der Temperaturabsenkung an den Wochenenden. Auch eine geringfügige Reduktion der Raumtemperatur in der Heizsaison ist oft durchaus ohne Komfortverlust möglich. „Wenn die Temperatur um nur ein Grad Celsius reduziert wird, bedeutet das immerhin eine Einsparung von etwa sechs Prozent“, rechnet Panek vor. In einer Mittelschule wurde das durch den Gebäudeverantwortlichen umgesetzt und spart damit ca. 11.000 Euro jährlich für die Gemeinde ein. Anhand der Energiebuchhaltung wird der Erfolg der Maßnahme sichtbar.
Thermische Sanierung von kommunalen Gebäuden
Abhängig von den Förderungen und der Amortisationszeit kann eine Gesamtsanierung oder Teilsanierung – trotz angespannter Gemeindebudgets – die Lösung sein. Dämmung der obersten Geschoßdecke amortisiert sich zum Beispiel schnell. „Die Dämmung der obersten Geschoßdecke ist eine gute Investition. Durch die Decke zum Dachboden geht viel Energie verloren. Hier zu
dämmen ist relativ einfach, schnell ausführbar und kostet wenig“, so Panek. Die Heizkosten können um 15 bis 25 Prozent reduziert werden. Die Dämmung schützt zusätzlich vor Hitze im Sommer. Durch die firmenunabhängige Beratung der Experten und Expertinnen der Energieberatung NÖ bekommen Sie eine Planungs- und Entscheidungsgrundlage zum Thema Sanierung.
Kostenloses Beratungsangebot der Energieberatung NÖ
Die firmenunabhängige und umfassende Beratung der Energieberatung NÖ zeigt den Gemeinden Sanierungs- und Einsparpotenziale auf, zu folgenden Themen: Gebäude und Anlagen, Photovoltaik, Straßenbeleuchtung, e-Mobilität oder eine allgemeine Energieberatung. Dieses Beratungsangebot kann von jeder Gemeinde im Ausmaß von drei Tagen je Kalenderjahr gebucht werden. Dabei werden die anfallenden Beratungskosten zu 100 Prozent vom Ökomanagement NÖ gefördert. Heuer feiert die Energieberatung NÖ 20 Jahre. Die 350.000 Beratungen seither untermauern die Expertise.