In einer aktuellen Policy Note hat sich das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria Effizienzpotenziale im österreichischen Kinderbetreuungswesen angesehen. Untersucht wurden insbesondere Potenziale der Steigerung und Verbesserung von Leistungen im bestehenden Finanzierungsrahmen, wie etwa die Anzahl der betreuten Kinder oder die Verlängerung der Öffnungszeiten.
Vergangene Berechnungen von EcoAustria haben gezeigt, dass eine Ausweitung etwa der Öffnungszeiten oder Betreuungsquoten im bestehenden Versorgungsmodell mit Mehrausgaben verbunden sein kann. Um im Bereich der institutionellen Kinderbetreuung sowohl quantitativ als auch qualitativ an internationale Vorbilder aufzuschließen, gilt es entweder zusätzliche Mittel bereitzustellen oder Effizienzpotenziale im bestehenden Versorgungssystem als Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.
EcoAustria hat daher ermittelt, welche Outputgrößen technisch gesehen realisierbar wären, wenn alle österreichischen Gemeinden bei konstanten Ausgaben so effizient wären wie ihre jeweils effizientesten Referenzgemeinden. Das Ergebnis: Über alle in die Analyse einbezogenen österreichischen Gemeinden hinweg, konnten Effizienzpotenziale im Umfang von etwa 46.700 zusätzlich betreuten Kindern oder von 9.940 zusätzlichen Öffnungsstunden festgestellt werden. Daraus resultiert ein Effizienzpotenzial von 12 % bis 13 %, in Relation zum gesamten in der Kindertagesheimstatistik erfassten Versorgungssystem.
Die Studienergebnisse bestätigen, dass auch im aktuellen Finanzierungsrahmen Potenziale der quantitativen und qualitativen Verbesserung vorhanden sind, die sich aus gemeinde- und trägerübergreifenden Kooperationen ergeben können. Um diese entsprechend zu nutzen, empfiehlt das Institut kleinere Einrichtungen mit einer geringeren Anzahl an Kindern und Personal oder kürzeren Öffnungszeiten zu größeren Einheiten zu bündeln. Für derartige Kooperationen benötigt es allerdings mehr Anreize auf Gemeindeebene. Entsprechende Rahmenbedingungen für solche Anreizsysteme könnten im neuen Finanzausgleich, der 2023 verhandelt wird, vorgesehen werden.
NÖ Gemeinden mit kreativen Lösungsansätzen bei Kinderbetreuung
In Ardagger wird bereits vorgesorgt
Effizient arbeiten. Das hat sich auch NÖ Gemeindebund-Präsident Hannes Pressl in seiner Heimatgemeinde Ardagger vorgenommen. Am Montag wurde in der knapp 4.000 Einwohner fassenden Gemeinde im Bezirk Amstetten ein historischer Beschluss gefasst: Die 3 Volksschulen werden in den kommenden Jahren auf EINEN Standort zusammengeführt. Dadurch wird auch Raum für Kinderbetreuung geschaffen, wie aus einem heute veröffentlichten Kurier-Artikel hervorgeht:

Gründe für die nunmehrige Entscheidung gibt es viele. Im Vordergrund stand sicherlich der moderne Bildungs- und Betreuungsstandard für die Kinder. Ein weiterer Mitauslöser war sicherlich auch die zukünftige Kinderbetreuung im Kindergarten und für die Kleinstkinder. Da spielt das bereits angekündigte neue Kinderbetreuungspaket des Landes Niederösterreich herein, das ja vorsieht, dass zukünftig alle Kinder ab 2 Jahren die Möglichkeit haben sollen, den Kindergarten zu besuchen und auch für alle unter 2 Jahren soll es ein umfangreiches und am Vormittag Gratis Angebot der Kinderbetreuung geben.
NÖ Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl

Glinzendorf: Vier-Gemeinde-Modell:
In Glinzendorf, Bezirk Gänserndorf, wird zusammen mit Raasdorf, Markgrafneusiedl und Großhofen ein parteiübergreifendes Vier-Gemeinden-Modell in der Tagesbetreuung umgesetzt. Für die Kleinstkindergruppe mit bis zu 15 Kindern in Glinzendorf selbst, unmittelbar an den Kindergarten anschließend, stehen zwei Betreuerinnen mit spezieller Ausbildung zur Verfügung. Der Übergang in den normalen Kindergarten kann somit fließend und damit problemlos erfolgen. Bürgermeister Andreas Iser-Quirgst verweist auf das Bevölkerungswachstum in den Gemeinden, das eine Flexibilität in der Personalbesetzung der Schulen und Kindergärten erfordert. Die Finanzierung des Vier-Gemeinden-Modells erfolgt neben den Elternbeiträgen nach der jeweiligen Kopfquote der Gemeinden.
Trautmannsdorf und seine Dorfdinos
In Trautmannsdorf, Bezirk Bruck, wo Johann Laa als Bürgermeister agiert, hat man vier Kindergärten: in Trautmannsdorf selbst sowie in Sarasdorf, Gallbrunn und Stixneusiedl. Nun wurde in Stixneusiedl, in der ehemaligen Volksschule, die später als Polizeistation diente und zuletzt leer stand, Platz für zwei Kleinstkindergruppen geschaffen (im Schnitt je 15 Kinder). Bemerkenswert dabei: Die Betreuung dieser Kinder – sie werden „Dorfdinos“ genannt – besorgt die „Guglbärenbande“, ein privater Betreuungsverein für Kleinstkinder unter Führung von Beatrix Prinz mit Sitz im nahen Höflein. Der Verein wirkt auch in Bruck
und Eckartsau. Die Betreuerinnen werden in Form eines Personal-Leasings von der Gemeinde, mit Elternbeiträgen und Landeshilfe bezahlt, das Modell hat sich bestens bewährt.
Enormer Ausbau in Wr. Neustadt
Ein Vergleich der genannten Klein- und Mittelgemeinden mit der Situation in der 47.000-Einwohner-Stadt Wiener Neustadt ist schwer. Festzustellen ist jedenfalls, dass die Stadt unter Bürgermeister Klaus Schneeberger ein gigantisches Kindergarten-Ausbauprogramm mit besonderer Berücksichtigung der
Kleinstkinder verfolgt. Bis 2025 sind zusätzlich 25 Kindergartengruppen vorgesehen, insgesamt strebt die
Stadt 90 bis 100 verschiedenste Gruppen für 2.000 Kinder an; zurzeit werden 1.700 Kinder versorgt.
Bei den derzeit sieben Krabbelstuben werden vier von der Volkshilfe, eine vom Hilfswerk und drei von privaten Organisationen betreut. Kooperiert wird auch mit Wohnbaugenossenschaften: Bei neuen Wohnbauten bemüht sich die Stadt um den Einbau entsprechender Kinderbetreuungseinrichtungen.
Sulz mit Ganzjahresbetrieb
In Sulz im Weinviertel, Bezirk Gänserndorf, wurde kürzlich ein neuer Kindergarten samt angeschlossener Tagesbetreuung für die Kleinsten eröffnet. Die Baukosten von 1,8 Millionen Euro wurden fast zur Gänze durch EU-Mittel sowie Förderungen des Landes gedeckt. Die Gemeinde mit ihren vier Katastralgemeinden Obersulz, Niedersulz, Erdpreß und Nexing hat, wie Bürgermeisterin Angela Baumgartner nicht ohne Stolz berichtet, ein voll funktionierendes umfassendes Betreuungsangebot. Die Tagesbetreuung, die auch für Pflichtschülerinnen und -schüler – wenn Platz auch für solche aus anderen Gemeinden – offensteht, hat fast das ganze Jahr über geöffnet, auch im Sommer. Hier kommen neben den Kindergärtnerinnen und Assistentinnen auch Stützkräfte zum Einsatz, für diese decken Gemeinde- und Elternbeiträge die Kosten ab.
Grafenwörth vereint Alten- und Kinderbetreuung
Als „voll gelöst“ bezeichnet Bürgermeister Präsident Alfred Riedl die Kleinstkinderbetreuung in Grafenwörth, Bezirk Tulln. Am bestehenden Landeskindergarten wurde mit einem Anbau Platz für die Kleinstkinder geschaffen, hier sind eine Kindergartenpädagogin und eine zweite Kraft im Einsatz. Die sechs Katastralgemeinden werden damit betreuungsmäßig versorgt – wenn Platz, dann haben auch Nachbargemeinden die Möglichkeit, Kleinstkinder unterzubringen. Neben Elternbeiträgen und Landesförderung ist die Gemeinde, wie der Bürgermeister und Präsi dent des Österreichischen Gemeindebundes, betont, großzügiger Hauptfinancier dieser Einrichtung. „Die Gemeinde zahlt alles“, so
Riedl.