Warum wir soziale Medien brauchen…

…und welche neue Möglichkeiten sie uns in die Hand geben.

„Kommunikation“ oder auch „Austausch“- das ist für uns Menschen generell als „soziale-gesellschaftliche“ Wesen die Basis, wie wir unsere führende Stellung in der Evolution erst erlangen konnten. Die mehrere tausend Jahre alte biblische Geschichte vom „Turmbau zu Babel“ zeigt schon eindrucksvoll, wie schnell „Sprachverwirrung“ für große Projekte das Aus bedeutet.

Die Coronapandemie steht dafür, wie schnell „Verschwörungstheorien“ und andere in Filterblasen erdachte Geschichten um sich greifen, wenn der allgemeine „Dorftratsch“ nicht mehr richtig funktioniert. „Informationsbedarf“ bzw. im profaneren Sprachgebrauch auch „Neugier“ scheint eine der Triebfedern zu sein, die uns als „kommunikative“ Wesen generell anspornt. Und so haben wir auch im Lauf der Geschichte immer neue Kommunikationsmittel entwickelt – vom „Laufer“ oder „Anschlag“ bis zum „Buch- und Zeitungsdruck“ und vom „statischen Internet“ bis zu den heutigen sozialen Medien. Soziale Medien bedienen erstmals – nahezu in Echtzeit – den „klassischen Dorftratsch“ auf eine technische Art und Weise, wie das bis vor wenigen Jahren kaum denkbar war. Sie haben aber auch auf dramatische Weise das „Informationsmonopol“, das bei „klassischen Medien“ zumeist „top down“ war, völlig umgedreht. Jede und jeder konnte zwar in der jüngeren Vergangenheit und in unserer pluralistischen Demokratie mit der lang erkämpften Meinungs- und Pressefreiheit immer schon sagen, was er oder sie wollte, aber die medialen Möglichkeiten waren beschränkt. In der Lokalpolitik kennen wir noch die Begrüßungen, die oft mit der Bitte an die Medien um eine „positive Berichterstattung“ enden.

„Algorithmus“ heißt ein neues Zauberwort, das die heutigen Medien- und Meinungsmonopole, die von Facebook, Instagram, TikTok und Co dominiert werden, mittels „Rechenvorgängen“ definiert. Und die dürften alle so programmiert sein, dass die Geschichten „groß“ werden, die auch am „Dorfbrunnen“ groß wurden. Denk an die Katzenfotos. Auch im Alltagsleben schaust du hin. Denk an das Kindchenschema. Oder denk an die Geschichten, die man selbst weitererzählt. Denn wenn´s heißt – hast Du schon gehört, dass …, dann ist das was „Interessantes“. Auch vielleicht ein kleines „Skandälchen“ oder eine persönliche Sache – eine Hochzeit, ein Geburtstag, ein tolles Erlebnis, das man weitererzählt. Die „POLITIK“, die kam auch am Dorfbrunnen vor, aber auch nur dann, wenn es etwas oder jemanden zu „kritisieren“ gab oder etwas „Neues“, eine „Veränderung“ zu besprechen war. Oder, wenn es die Menschen interessierte: „Was sagt denn da der Bürgermeister, der Pfarrer oder der Lehrer dazu?“ Das „Normale“ und „Selbstverständliche“ das war eben auch schon am Dorfbrunnen „selbstverständlich“!

Was heißt das jetzt für uns in der Lokal- und Gemeindepolitik?

Wir haben mit sozialen Medien die Möglichkeit, unabhängig vom Filter der Zeitungen und Radios oder TV auf eigenen Plattformen zu informieren und zu diskutieren. Breite erreichen diese Medien aber nur, wenn wir auch das zum Thema machen, was die Menschen schon am „Dorfbrunnen“ interessiert, emotionalisiert und vielleicht sogar „elektrisiert“ hat. n Und der soziale Medienauftritt muss einerseits handwerklich gut sein, damit´s in keinem Fall „peinlich“ wird und er muss uns leicht von der Hand gehen. Schließlich darf´s kein Zeitfresser sein, wo Aufwand und Nutzen nicht mehr vereinbar sind.

Womit können nun speziell Bürgermeisterinnen und Bürgermeister punkten?

Da gibt´s wohl viele Intensitätsstufen, als Bürgermeisterinnen und Bürgermeister soziale Medienauftritte zu bedienen. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen zeigen das auch eindrucksvoll vor. Aber in jedem Fall sollte eine Strategie dahinterstecken, wie man es angeht. Und das kann vom Vielposter bis zur sozialen Medienabstinenz reichen. Das kann von ausschließlich privaten Postings bis zu höchstgradig politischen Beiträgen gehen. Das können rein statische Bilder oder animierte GIF´s, geteilte Medienbeiträge oder sogar eigene Videos sein. In jedem Fall soll es nichts „Künstliches“ sein und uns selbst und unsere Themen authentisch darstellen. Und es sollte auch das eine oder andere Mal zur Diskussion, zum Meinungswiderspruch oder zur Eigenaktivität anregen. Das wäre dann schon die „hohe Schule“ des sozialen Medienklaviers.

Auch aus eigener Erfahrung bin ich der Meinung, dass wir in der Funktion als Bürgermeisterin und Bürgermeister vor allem mit unserem Amt und mit unserem umfassenden Tages- und Alltagswissen aus der Gemeinde auf sozialen Medien punkten können. Mehr noch: Dass diese ein Instrument sind, um unsere Kompetenz und Verantwortlichkeit für unsere Gemeinden zu stärken! Die Menschen interessiert letztlich immer noch, was der oder die Bürgermeister/in zu einem Thema sagt. Und unsere Bürgerinnen und Bürger wollen auch wissen, was sich in ihrer Umgebung abspielt. Wer könnte das besser oder direkter transportieren als unsere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die tagtäglich nahe dran sind und es mehr als alle andere wissen? Ja. Das könnte „im übertragenen Sinn“ sogar die neue Rolle des Dorfbrunnens sein, die wir hier ausüben. Die Medienspezialisten würden sagen: Damit können wir „traffic“ machen. Ich sage: Mit der Rolle als Informationsdrehscheibe im Dorf und in der Gemeinde bringen wir die Menschen wieder näher aneinander, wir erweitern auch ihren Blick auf Themen, und können Hintergründe aktiv transportieren, die später bei Entscheidungen wichtig sein könnten. Und wir nehmen auch Menschen mit herein, die gerade auf Auslandssemester sind, sich nicht immer in der Öffentlichkeit zeigen oder sich wenig am öffentlichen Dorf-Diskurs beteiligen.

Soziale Medien sind eine Riesenchance für uns in unseren Gemeinden, die – wenn gut gemacht – unsere Rolle als Bürgermeisterin und Bürgermeister enorm unterstützen können. Sie fordern aber auch handwerkliche Fertigkeit von uns, um damit möglichst zeiteffizient und angepasst an unseren Alltagsrythmus umgehen zu können. Sie brauchen eine konsequente „Content“– also Inhalts- Strategie und dafür auch ein breites Informationsnetzwerk. Und wir persönlich brauchen dafür Durchhaltevermögen – wochenlang, monatelang, jahrelang!

Am Ende müssen soziale Medien auch noch Spaß und Freude machen. Daraus entspringt nämlich wiederum „Kreativität“ und das macht uns auf unseren Kanälen wiederum interessant und das gefällt wiederum dem Algorithmus …

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