Der „soziale Kitt“ des Ehrenamtes macht uns in unseren Gemeinwesen eigentlich
Johannes Pressl
wirklich aus.
Die Frage, „Was motiviert Menschen, sich freiwillig zu engagieren“ stellen wir uns als Kommunalpolitiker oft. Wir wissen: Unsere Grätzl, Dörfer, Gemeinden und Städte bestehen nicht nur aus Infrastruktur oder öffentlichen Dienstleistungen. Der „soziale Kitt“ des Ehrenamtes macht uns in unseren Gemeinwesen eigentlich wirklich aus. Und darüber können auch die schönsten Fassaden nicht hinwegtäuschen, wenn dahinter das „Leben“ fehlt. Also was motiviert uns zum Ehrenamt?
Der „Warm Glow“-Effekt bezeichnet in der Wissenschaft jenes angenehme Wohlgefühl, das uns nach einer guten Tat für andere selbst durchströmt. „Es fühlt sich irgendwie gut an ….“ steht dafür, dass freiwilliges Engagement auch dem „Geber“ selbst etwas „gibt“.
Die „Konditionale Kooperation“ besagt, dass Menschen mehr zu einem Gemeinschaftsgut beitragen, wenn sie erwarten oder sehen, dass sich andere auch in hohem Maß daran beteiligen. Etwa 60 bis 70 Prozent der Menschen denken so. Deshalb ist Gerechtigkeit, Nachvollziehbarkeit und auch ein gutes Beispiel in Freiwilligenorganisationen – genauso wie in Parteien – so wichtig.
Das gemeinsame Interesse verbindet. Die kollektive Bedrohung „schweißt“ sogar noch zusammen! Diese höhere Selbstwirksamkeit motiviert in Vereinen und Organisationen noch mehr zum freiwilligen
Handeln. Gemeinsam im Einsatz bei der Feuerwehr oder gemeinsam für ein Dorferneuerungsprojekt steht stellvertretend dafür.
Die Freude an der Tätigkeit für andere steht in jedem Fall bei 95 Prozent der Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, im Vordergrund, sagen Studien. Und das fordert die Obleute und Organisationsverantwortlichen in Vereinen, aber auch uns in den Gemeinden, wohl am meisten. Ehrungen und Auszeichnungen können Freude bereiten. Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen persönlichen Mehrwert. Glückwünsche und Aufmerksamkeiten stärken das Zugehörigkeitsgefühl. Projektbezogenes, zeitlich begrenztes Engagement ermöglicht einen Einstieg, selbst wenn Strukturen in großen und „alten“ Freiwilligenorganisationen oft starr sind. Und Mitglieder müssen rasch und unkompliziert Infos und Hilfe erhalten bzw. braucht es auch Eigenverantwortlichkeit für Freiwillige und die Möglichkeit, bei Zeitmangel trotzdem mit dem Verein in Verbindung bleiben zu können.
Neue Ideen sind´s wohl, die das Ehrenamt immer wieder braucht, damit der freiwillige Einsatz weiter Spaß und Freude macht. Einige dieser Ideen und Hintergründe, die Dir hoffentlich hilfreich sind, findest Du in unserem Schwerpunktthema zum Ehrenamt. Alles Gute!
BGM. DIPL.-ING. JOHANNES PRESSL, PRÄSIDENT NÖ GEMEINDEBUND