Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, die Tage kürzer werden und die Dunkelheit den Takt vorgibt, wird es oftmals auch in uns dunkel. Weihnachten steht bevor, das Jahr geht zu Ende und erinnert daran, was unerledigt geblieben ist oder wofür das Geld nicht reicht. Sorgen und Ängste machen sich breit. Die Menschen suchen Hilfe und Unterstützung. Oftmals ist die Kirche die erste Anlaufstelle in Notlagen.
Autor: Gerhard Sengstschmid
Es ist seit jeher die Kirche, die im Alltag Verantwortung durch Seelsorge, soziale Unterstützung und ein dichtes Netz an Hilfsangeboten übernimmt. Wenn sich die Menschen in Notsituationen befinden oder dringend Rat und Hilfe benötigen, ist der ortsansässige Seelsorger vielfach eine der ersten Anlaufstellen – sei es bei Soforthilfe nach Katastrophen, bei Unterstützung in Notlagen oder in seelischen Ausnahmesituationen. Dafür braucht es finanzielle und materielle Mittel. Die Kirche befindet sich daher permanent in der Situation, Gelder oder Sachspenden zu sammeln, und ist dabei auf Partnerinnen und Partner sowie Menschen in der Region angewiesen. Jeder Euro, jede helfende Hand wird gerne angenommen und ist enorm wichtig für die in Not geratenen Mitmenschen. Beim Helfen auf Augenhöhe: Gemeinde und Kirche sozial engagiert Es ist aber nicht ausschließlich Sache der Kirche, Hilfestellung für in Not geratene Menschen zu leisten. Heute ist es in vielen Gemeinden selbstverständlich, besonders in der Vorweihnachtszeit karitativ tätig zu werden. Vereine engagieren sich, indem sie auf Weihnachtsmärkten Getränke und Speisen verkaufen und den Erlös an Bedürftige oder karitative Institutionen übergeben. Unternehmen spenden jenes Geld, das sie früher für Kundenweihnachtsgeschenke ausgegeben haben. Auch Benefizveranstaltungen gehören inzwischen zum guten Ton vor Weihnachten. Sie bringen nicht nur Geld in die Spendenkassen, sie bereichern auch das kulturelle Leben. Hier kann man sehr gut sehen, wie sich die Gemeinde und ihre Mandatarinnen und Mandatare gemeinsam mit der Kirche für die gute Sache engagieren. Man denke nur an Chor- oder Adventkonzerte in der heimischen Pfarrkirche – stimmungsvolle Momente, die zur Einkehr einladen und einen wertvollen Beitrag für den guten Zweck leisten. Oftmals erkundigen sich die Verantwortlichen bereits im Vorfeld, wo finanzielle Unterstützung nötig ist, und stellen ihre Aktion unter ein entsprechendes Motto. Informationen darüber, wo die Not am größten ist, geben gerne die Sozialabteilungen der Gemeinden
oder die Pfarrämter. Auch Hilfsorganisationen wie Lions- oder Rotary-Clubs sind immer wieder Anlaufstellen, wenn es um rasche und unbürokratische Hilfe geht.
Bürgermeister und Pfarrer als Sternsinger

Um in finanziellen Notlagen unbürokratisch helfen zu können, setzt die Kirche unter anderem auf funktionierende, traditionelle Aktionen, um Spenden zu lukrieren. Eine der bekanntesten Spendensammelaktionen ist unbestritten das Sternsingen. Nach dem Neujahrstag gehen die „Heiligen Drei Könige“ bis zum 6. Jänner von Haus zu Haus und bitten um freiwillige Gaben. In vielen Gemeinden beteiligen sich Pfarrer, Bürgermeister und Gemeinderäte persönlich an den Dreikönigsaktionen. Die Freude ist bei vielen Gemeindebürgerinnen und -bürgern groß, wenn sie unter den drei Weisen aus dem Morgenland „ihren“ Bürgermeister und „ihren“ Pfarrer erkennen. Die Botschaft ist klar: Die Gemeinde unterstützt die Kirche, wenn es um Menschen in Not geht. Die Kirche sammelt aber auch abseits der Sternsingeraktion während des gesamten Jahres Gelder und Sachspenden für wohltätige Zwecke. Regelmäßige Kollekten während des Gottesdienstes oder Spendenaufrufe bei konkreten Notlagen bringen finanzielle Mittel.
Online-Fundraising: die digitale Kollekte
Neben den klassischen Formen der Spendenakquise setzt die Kirche zunehmend auch auf Online-Fundraising. Crowdfunding-Plattformen ermöglichen es, konkrete Projekte sichtbar zu machen und Menschen über das Internet zum Spenden zu motivieren. Auch Livestreams von Benefizkonzerten oder virtuelle Veranstaltungen werden immer häufiger genutzt. Was früher die Sammelbüchse am Kirchenausgang war, ist heute oft der digitale Spendenbutton, der auch jüngere Spenderinnen und Spender gut erreicht (etwa bei der Caritas St. Pölten).
Die Unterstützung ist vielfältig Gebraucht werden die gesammelten Gelder und Spenden von der Kirche im In- und Ausland. Katastrophenfälle, Missionstätigkeiten oder Seelsorge vor Ort verschlingen Unmengen an Mitteln. Eine große Herausforderung stellt beispielsweise gerade jetzt, in der kalten Jahreszeit, die Obdachlosigkeit dar. Auch hier ist die Kirche helfend zur Stelle.
Notschlafstellen, Tageszentren oder Suppenküchen lindern die ärgste Not der Betroffenen. Ein wichtiger Partner ist dabei die Caritas. Als soziale Wohlfahrtsorganisation der katholischen Kirche handelt sie in deren Auftrag. Die Zusammenarbeit basiert auf dem gemeinsamen Ziel der Nächstenliebe und des Helfens und zeigt sich in der gemeinsamen Bewältigung von Herausforderungen. Die finanzielle Unterstützung erfolgt durch die Kirche.
Seelsorge: ein offenes Ohr in schweren Stunden
Oftmals brauchen in Not geratene Menschen aber eines ganz dringend: ein offenes Ohr. Im Rahmen der Telefonseelsorge, der Pfarrseelsorge oder der Seelsorge in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen engagieren sich pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche, um Hilfe zu leisten. In schwierigen Situationen stehen sie den Menschen bei und sind für sie da – ob in Momenten der Krise, der Einsamkeit oder bei Krankheit. Gemeinsam mit den Betroffenen werden Lösungen gesucht und gefunden, vertraulich und kostenlos. Ob in den Pfarren direkt oder am Telefon: Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie tausende Ehrenamtliche gestalten in den Pfarren – und damit auch in den Gemeinden – eine lebendige und menschennahe Seelsorge, nicht nur für Gläubige.
Soziales Engagement ist nicht allein Sache der Kirche
Die Botschaft ist klar: Hilfe gibt es unabhängig von Herkunft oder Zugehörigkeit. Gleichzeitig ist jede und jeder Einzelne aufgerufen, selbst mit anzupacken, und zwar dort, wo die Not groß ist. Soziales Engagement braucht es in jeder Gemeinde. Hinschauen, zuhören, das Herz öffnen, helfen – besonders jetzt, vor Weihnachten, wo vielen Menschen die Sorgen und Probleme buchstäblich „über den Kopf“ zu wachsen drohen.
Gehen Sie als Beispiel voran und schauen Sie nicht weg. Helfen geht uns alle an!