Bares ist RARES – Bankomaten-Sterben in NÖ Gemeinden

Bankomaten sind in Niederösterreichs Gemeinden zum raren Gut geworden, das immer öfter zur großen Verhandlungssache zwischen Gemeinden und den eigentlichen Betreibern wird.

Österreich zählt bekanntlich zu den Ländern mit der höchsten Bankomatdichte in Europa. Laut einer Erhebung der Nationalbank ist der nächstgelegene Bankomat rund einen Kilometer von der Wohnungs- oder Haustür entfernt. Allerdings hängt dieser Wert natürlich auch von der jeweiligen Bevölkerungsdichte und der Gebietsstruktur ab. Über 300 Gemeinden hatten in Österreich seit der letzten Zählung keinen Bankomaten – knapp 100 davon liegen in Niederösterreich.

Diese Anzahl dürfte seit letztem Jahr noch einmal gestiegen sein, kam es doch in den vergangenen Wochen vor allem aus dem Bezirk Lilienfeld zu Meldungen von Schließungen von Bankenstellen. Kleinzell ist eine von gleich sieben Gemeinden, die von Bankenschließungen betroffen sind. Kommuniziert wurde dieser Schritt durch die Raiffeisenbank Traisen-Gölsental im Vorfeld nicht. Bürgermeister Reinhard Hagen hatte es wie die restlichen sechs Ortschefs der Nachbargemeinden Ende Februar erfahren und fühlt sich dementsprechend überrumpelt: „Ich habe von der Filialleiterin am Telefon erfahren, dass sie unsere Bank zusperren – und das nach einem absoluten Rekordjahr für die Bank. Für mich sind vor allem die fehlende Kommunikation und das Vorgehen absolut inakzeptabel – noch dazu von einer alteingesessenen Bank, die immer für die Bevölkerung da war.“ Nicht nur der Kontakt zu den Kundenberatern, sondern auch der Bankomat verschwindet aus dem Ortsbild und somit auch die für die Nahversorger so wichtige Möglichkeit des Geldabhebens. In den kommenden Tagen wird Bürgermeister Hagen jedenfalls erfahren, ob vielleicht doch eine alternative Lösung für das Bankomaten-Problem gefunden wird.

Erhalt der Infrastruktur kostet

Das Aus der Filiale im nördlichen Gastern ist bereits seit zweieinhalb Jahren beschlossene Sache.
„Im Herbst 2021 teilte uns die Raiffeisenbank Waidhofen/Thaya mit, dass die Bankstelle Gastern mit 1. Dezember 2021 komplett geschlossen wird“, erklärt Bürgermeister Roland Datler, der alles versuchte, um die Raiffeisen-Bank im Ort zu halten: „Mit einer Resolution des Gemeinderates, einer Unterschriftenaktion
in der Bevölkerung und medialer Präsenz gelang es, die Raiffeisenbank zumindest dazu zu bewegen, eine SB-Station mit Geldausgabeautomaten, Kontoauszugsdrucker und Überweisungsbox zu erhalten.“ Den überwiegenden Teil der Kosten dafür übernahm bzw. übernimmt die Raiffeisenbank Waidhofen/Thaya – ca. ein Viertel trägt die Gemeinde selbst, womit der Ortschef vorerst gut leben kann.

Die Kostenteilungsvereinbarung läuft 2026 aus, dann müsse wohl für den Bankomaten, den einzigen im Umkreis von fünf Kilometern, neu verhandelt werden. Neben dem Geldausgabeautomaten kommt die Waldviertler Marktgemeinde auch für weitere Infrastrukturmaßnahmen auf: „Bei uns im generalsanierten Amtsgebäude der Marktgemeinde Gastern befindet sich neben den Räumlichkeiten des Gemeindeamtes auch schon der Postpartner, eine Bürgerservicestelle, aber auch Räumlichkeiten für einen praktischen Arzt. Wenn es ums Thema Infrastruktur geht, dann ist es für eine Gemeinde einfach oft notwendig, in Vorleistung zu gehen. Und wir sind gleichzeitig Betreiber der örtlichen Nahversorgung, oder auch Vermieter für zwei Wirtshäuser. Ohne dieser Infrastruktur würde es ganz schwierig werden für Gemeinden wie Gastern.“

700 Euro im Monat – plus Mehrwertsteuer

Eine Autostunde weiter südlich hat sich vor zwei Jahren ein ähnliches Bild abgezeichnet. Die Schließung der Raika-Filiale in Senftenberg schlug damals auch in der Bevölkerung hohe Wellen. 700 Senftenberger gaben eine Unterschrift ab, um die einzige Bargeld-Behebung auf einer 15-Kilometer-Strecke zwischen
Krems und Gföhl noch zu erhalten. Vergebens. Über eine Privatinitiative wurde ein Bankomat errichtet – eine Zwischenlösung, die mit Ende des Vorjahres entfernt wurde. „Daraufhin hat sich der Gemeinderat mehrheitlich entschlossen, einen Bankomaten am Gemeindeamt fix zu installieren. Der kostet uns – über den Betreiber Euronet – ca. 700 Euro im Monat plus Mehrwertsteuer“, erzählt Bürgermeister Markus Klamminger, der hinzufügt: „Wir haben Gott sei Dank noch viele Nahversorger, einen Blumenladen oder Gastro-Betriebe in Senftenberg und Umgebung, die aber keine automatisierten Zahlungsmöglichkeiten
haben.“ Der Geldausgabeautomat erfreut sich jedenfalls hoher Beliebtheit, trotzdem ist ein Bankomat
eine Investition, die sich ebenso letztlich im Gemeindehaushalt niederschlägt.

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